Wie eine Lauschaer Christbaumkugel entsteht

Wie eine Lauschaer Christbaumkugel entsteht

Wie eine Lauschaer Christbaumkugel entsteht

Die Herstellung einer Lauschaer Christbaumkugel

Die Herstellung einer Lauschaer Christbaumkugel ist ein mehrstufiger Prozess, in dem Handwerk und Gestaltung eng ineinandergreifen. Trotz unterschiedlicher Betriebsgrößen folgt die Produktion in den traditionellen Manufakturen im Kern immer ähnlichen Schritten.[1]

1. Vom Entwurf zur Form

Am Anfang steht die Idee: eine klassische Kugel, ein Tannenzapfen, eine Figur oder ein Sondermotiv für eine Kollektion. In vielen Betrieben entstehen zunächst Zeichnungen oder Modelle, anhand derer Proportionen, Details und Farben festgelegt werden.[1]

Für einfachere Kugeln reicht die Freiformarbeit an der Flamme. Für komplexere Formen – etwa Nüsse, Tiere oder Fantasiefiguren – werden Metallformen benötigt. Diese zweiteiligen Formen werden passgenau gefertigt, damit sich das heiße Glas später genau in jede Vertiefung legt. Über eine Öffnung in der Form wird das Glas eingeblasen.

2. Glasröhre und Flamme: Das Blasen des Rohlings

Die eigentliche Glasarbeit beginnt mit einer klaren oder bereits eingefärbten Glasröhre. Der Glasbläser erhitzt die Röhre an einer Gas- oder Propan-Sauerstoff-Flamme, bis das Material weich und formbar wird.

Kugeln in Freiform:

  • Für eine klassische Kugel erhitzt der Glasbläser ein definierte Strecke der Röhre und setzt dann den Atemdruck genau dosiert ein. Das Glas bläht sich zur Kugel auf, deren Größe und Wandstärke er im Wesentlichen über den Atem und die Drehbewegung der Röhre steuert.

Formgeblasene Motive:

  • Bei geformten Teilen wird die erhitzte Röhre in die vorbereitete Metallform eingelegt. Mit einem kräftigen Luftstoß presst der Glasbläser das weiche Glas gegen die Innenkonturen. Öffnet er die Form, liegt das Motiv fertig vor ihm – noch am Glasrohr hängend.

Charakteristisch für Lauscha ist, dass dieser Schritt nach wie vor komplett von Hand erfolgt. Die Routine eines erfahrenen Glasbläsers entscheidet darüber, ob Kugeln exakt rund sind, ob die Wandstärke stimmt und wie viele Ausschussteile entstehen.

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3. Der Aufhänger entsteht

Bevor der Rohling vom Glasrohr getrennt wird, formt der Glasbläser den sogenannten „Hals“ aus. Er erhitzt den oberen Bereich und zieht ihn zu einem schmalen Röhrchen aus, das später entweder als Glasöse gestaltet oder für das Einsetzen einer Metallkappe genutzt wird.

Bei vielen Lauschaer Kugeln werden heute Metallkappen mit Drahtbügeln verwendet: Das Glasröhrchen dient als Steckbasis für die Kappe. Früher wurden häufiger direkt aus Glas kleine Ösen herausmodelliert, an denen der Draht eingehängt wurde – eine Technik, die heute vor allem bei hochwertigen Sammlerstücken noch zu finden ist.

Nach dem Formen werden die Kugeln kontrolliert abgetrennt und auf speziellen Gestellen zum Abkühlen abgelegt. Das Tempern – also ein langsames, kontrolliertes Auskühlen – ist wichtig, um Spannungen im Glas zu minimieren.

4. Spiegel aus Chemie: Das Versilbern

Der blanke Glasrohling erhält seinen typischen Glanz erst durch die innere Beschichtung, das sogenannte Versilbern. Dieses chemische Verfahren hat in Lauscha eine lange Tradition: In den Anfangsjahren nutzten die Glasbläser Zinn-Blei-Legierungen, seit etwa 1870 setzte sich das Verspiegeln mit Silbernitrat durch.[2][3]

In der Praxis läuft es vereinfacht so ab:

  1. Die Kugel wird innen gereinigt, damit sich die Beschichtung gleichmäßig anlagern kann.
  2. Über das dünne Halsröhrchen wird eine Silbernitratlösung eingefüllt, meist zusammen mit einem Reduktionsmittel (klassisch z. B. Traubenzucker).
  3. Durch Schwenken und Drehen verteilt sich die Flüssigkeit an der Innenwand. Die chemische Reaktion sorgt dafür, dass sich ein feiner Silberspiegel auf dem Glas absetzt.
  4. Überschüssige Flüssigkeit wird wieder ausgeschüttet, die Kugel gründlich ausgespült und getrocknet.

Je nach gewünschter Optik können auch andere metallische oder gefärbte Schichten eingesetzt werden, etwa für „Altsilber“-Effekte oder irisierende Oberflächen.

5. Farbauftrag: Lackieren und Tauchen

Nach dem Versilbern folgt der äußere Farbauftrag. Viele Lauschaer Betriebe arbeiten mit speziellen Lacken, die für Glas geeignet sind und beim Trocknen eine widerstandsfähige Oberfläche bilden. Zwei Methoden sind besonders verbreitet:[1]

Tauchen:

  • Die Kugeln werden in Farbbäder eingetaucht und langsam herausgezogen, sodass sich ein gleichmäßiger Film bildet. Diese Technik eignet sich für Uni-Farben und schlichte Designs.

Spritz- oder Sprühauftrag:

  • Für komplexere Effekte, Farbverläufe oder matte Oberflächen kommen Spritzpistolen oder Airbrush-Techniken zum Einsatz. Hier lassen sich auch Teillackierungen und Schablonendekore realisieren.

Nach dem Farbauftrag trocknen die Kugeln in Trockengestellen oder Öfen. Die Trocknungszeit ist entscheidend dafür, dass der Lack dauerhaft haftet und später nicht abplatzt.

6. Feinarbeit: Malen, Schablonieren, Bestreuen

Der Charakter einer Lauschaer Kugel zeigt sich vor allem in der Dekoration. In aufeinander folgenden Arbeitsschritten werden Linien, Ornamente, Schriftzüge oder Bilder aufgebracht – meist von Hand:

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Pinselmalerei:

  • Mit feinen Pinseln werden Konturen, Muster, Blumen, Schneeflocken oder Schriftzüge gemalt. Je nach Stil reichen die Motive von schlicht und grafisch bis hin zu detailreichen, fast miniaturhaften Szenen.

Glitter und Relief:

  • Um Glitzereffekte zu erzeugen, tragen die Dekorateurinnen und Dekorateure zunächst ein „Kleberbett“ – etwa einen transparenten Lack – auf, in das anschließend Glimmer, Glasstaub oder andere Effektmaterialien eingestreut werden. Überflüssiger Glitter wird abgeklopft, übrig bleibt das Muster.

Schablonen und Drucktechniken:

  • Für wiederkehrende Motive, Logos oder Schriftzüge kommen Schablonen, Siebdruck oder Stempeltechniken zum Einsatz. Auch hier wird in kleinen Serien gearbeitet, jede Kugel durch minimale Abweichungen dennoch zum Unikat.

Nicht selten durchlaufen die Kugeln mehrere Dekoschritte mit Zwischen­trocknungszeiten. Aufwändige Kollektionen können pro Stück viele Minuten reine Handarbeitszeit beanspruchen – zusätzlich zur Glas- und Versilberungsarbeit.

7. Kappe, Drahtbügel und Endkontrolle

Sind Glas, Versilberung, Farbe und Dekor abgeschlossen, folgt der letzte technische Schritt:

  • An den Hals der Kugel wird eine Metallkappe gesetzt, die meist aus geprägtem Blech besteht.
  • In die Kappe ist ein kleiner Drahtbügel integriert, an dem später der Haken oder Faden für den Baum befestigt wird.
  • Einige Manufakturen versehen ihre Kappen mit Prägungen oder Labels, die die Herkunft „Lauscha“ oder den Namen der Werkstatt kenntlich machen.

Vor dem Verpacken durchlaufen die Kugeln eine Sichtkontrolle. Aussortiert werden Stücke mit Haarrissen, Blasen im Glas, Lackfehlern oder unsauberen Dekoren. Was die Kontrolle besteht, wird in Kartons – oft mit Kartoneinsätzen oder Papiermanschetten – bruchsicher verpackt.

8. Handwerkliche Signatur statt Seriennummer

Trotz der teils hohen Stückzahlen in der Saison ist der Herstellungsprozess in Lauscha weit von industrieller Fließbandproduktion entfernt. Vieles bleibt Handarbeit, und genau das macht den Charakter der Produkte aus:

  • Leichte Unterschiede in Form oder Farbauftrag sind kein Mangel, sondern ein Hinweis darauf, dass jede Kugel individuell geblasen und dekoriert wurde.
  • Manche Werkstätten signieren besondere Stücke oder limitierte Serien zusätzlich – etwa auf der Verpackung oder dezent am Glas.

Damit ist jede Lauschaer Christbaumkugel in gewissem Sinne ein Unikat. Sie trägt die Handschrift der Glasbläserin oder des Glasbläsers, der Dekorateurin oder des Dekorateurs – und fügt sich zugleich in eine Tradition ein, die im Ort seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gepflegt wird.

Foto: (c)dieter76 – stock.adobe.com

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