Winterlinge in Thüringen – Gelbe Boten des Frühlings
Es ist erst Februar. Eine dünne Schneedecke liegt über den Wiesen und dem Waldboden. Ein kalter und langer Winter neigt sich nun hoffentlich bald dem Ende entgegen.
Die Sehnsucht nach den ersten sonnigen Strahlen der Frühlingssonne wächst täglich.
Der Waldspaziergang auf dem gefrorenen Boden ist angenehm. Schal und Mütze geben ein Gefühl der Wärme. Der Blick streift über den weißen Boden.
Und da sind sie, die Vorboten des nahenden Frühlings. Kleine gelbe Winterlinge, immer noch halb im Schnee versteckt, recken sich ganz leicht dem wärmenden Licht am wolkigen Himmel entgegen.
Inhalt des Artikels:
- Was würde uns der Botaniker über den Winterling sagen?
- Wann blüht der Winterling?
- Welche Ansprüche stellt der Winterling an Boden und Klima?
- Vorsicht giftig!
- Der Winterling in Landschaftsgärten
- Anzucht und Vermehrung von Winterlingen im eigenen Garten
- Der Winterling in Thüringen
- Wie kam der Winterling aus seinem südeuropäischen Lebensraum nach Thüringen?
- Vorkommen an Winterlingen im Rautal bei Jena
- Wanderung zu den Winterlingen zwischen Jena und Closewitz
Was würde uns der Botaniker über den Winterling sagen?
Da kann man einfach mit dem lateinischen Namen beginnen, der für den gelben Frühblüher Eranthis hyemalis heißt. Der Winterling gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse und stammt aus südeuropäischen Gefilden.
Der deutsche Name Winterling hat sicher mit der frühen Blütezeit der Pflanze zu tun.
Der kleine Frühblüher zählt zu den sogenannten Knollengeophyten, da der Winterling eine Knolle bildet, die direkt unter der oberen Erdschicht liegt. Die meisten Pflanzen bilden sechs Blütenkronblätter aus, während noch eine ganze Reihe von Staubblätter vorhanden sein können.
Die gelbe Blüte des Winterlings selbst hat einen Durchmesser zwischen zwei und drei Zentimetern.
Sobald er gute Bedingungen vorfindet hat er einen enormen Ausbreitungsdrang. Dies gilt sowohl für die Flächen im und außerhalb des Gartens.
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Wann blüht der Winterling?
Der Winterling ist ähnlich dem Schneeglöckchen ein wahrer Vorbote des kommenden Frühlings. Die Blütezeit der Winterlinge liegt je nach Witterung zwischen Mitte Februar und Mitte März. In geschützten Hausgärten oder in der Nähe von wärmespeichernden Steinen oder Wänden kann dies durchaus schon 2 – 3 Wochen früher sein.
Der Winterling blüht in den meisten Jahren sogar noch vor dem Schneeglöckchen. An etwas wärmeren Februar- oder Märztagen sieht man dann auch gleich die ersten Bienen, die von dem betörenden Duft der Winterlinge angelockt werden und den ersten Nektar des Jahres sammeln.
In den Waldgebieten des Rautals bei Jena liegen die Vorkommen der Winterlinge teilweise im Schatten von Baumgruppen. Daher blühen nicht alle Pflanzen zur gleichen Zeit auf. Dadurch zieht sich die Blütezeit der Winterlinge über einige Wochen, was den Reiz und die Blütenpracht noch erhöht.
Welche Ansprüche stellt der Winterling an Boden und Klima?
Die kleinen Winterlinge haben schon gewisse Erwartungen an den Boden. Ein schwerer und nicht zu trockener Lehmboden ist dann ideal, wenn er auch noch kalkhaltig ist. In der Zeit von Januar bis Mai mögen sie viel Licht, die restlichen Monate sieht man von den gelben Winzlingen ohnehin nicht viel. Da scheinen sie sich in ihre unter dem Boden befindlichen Knollen zurückzuziehen und auf die nächste Vegetationsperiode zu warten.
Vorsicht giftig!
Bei aller Schönheit dieser kleinen und schönen Pflanze muss man eines beachten: Der Winterling ist stark giftig. Dies trifft besonders auf die Knollen zu. Daher ist darauf zu achten, dass man selbst und besonders Kinder nicht in die Versuchung geraten, einen der Winterlinge zu kosten.
Es könnten verschiedene Vergiftungserscheinungen wie Atemnot, Übelkeit und Kreislaufprobleme auftreten. Es sind leider auch Fälle mit Todesfolge bekannt.
Der Winterling in Landschaftsgärten
Winterlinge sind der Überlieferung nach bereits im 16. Jahrhundert als Zierpflanze verwendet worden, nachdem Natur- und Kräuterfreunde offensichtlich aus Italien mitgebracht hatten. In den Jahrhunderten danach kam dann das Anlegen von Landschafts- und Schlossparks in Mode und dadurch war man auch immer auf der Suche nach geeigneten und optisch interessanten Pflanzen für den Flächenbewuchs.
Da sich Winterlinge bei geeigneten Bodenverhältnissen und entsprechendem Klima sehr gut für die Verwilderung auf großen Wiesenflächen eignen hat der gelbe Frühblüher schnell Einzug in diese Landschaftsgärten gehalten.
Anzucht und Vermehrung von Winterlingen im eigenen Garten
Winterlinge kann man aussäen. Der Samen sollte nicht zu lange gelagert oder aufbewahrt werden. Ein Vorkeimen ist nicht notwendig.
Flächen, die im Winter und Frühjahr relativ viel Licht bekommen sind am geeignetsten. Der Samen geht im Winter nach der Aussaat auf. In dieser Zeit sollte man die kleinen Pflänzchen in Ruhe lassen und auch nicht hacken oder harken.
Es benötigt dann ein wenig Geduld, bis man die ersten blühenden Winterlinge bestaunen kann. Es dauert in der Regel so etwa 2 – 3 Jahre ehe die Winterlinge zum ersten Mal ihre gelben Blüten zeigen.
Ab dem Ende des Sommers gibt es auch meist beim Gärtner um die Ecke Knollen des Winterlings zu kaufen, die man dann ausbringen kann. Aber aufpassen: Die Knollen sind giftig und sollten geschützt vor Kindern und Haustieren aufbewahrt werden.
Der Winterling in Thüringen
In Deutschland gibt es, abgesehen von dem Bestand in Hausgarten und Kleingarten, einige Regionen mit größerem Vorkommen in der freien Natur. Zu den größten und schönsten Beständen zählen die Winterlinge im thüringischen Rautal, welches nahe des mittleren Saaletales im Norden von Jena liegt.
Ansonsten gibt es in Thüringen noch einige kleinere Vorkommen, die meist in geschützteren Lagen auf kalkhaltigem Boden zu finden sind.
Wie kam der Winterling aus seinem südeuropäischen Lebensraum nach Thüringen?
Wie auch andere teilweise exotische Pflanzen wurde ein Teil der kleineren Vorkommen an Winterlingen von Hobbygärtnern und Gartenbesitzern in Deutschland eingeführt und verbreitet. Der Winterling ist ein recht begehrter Frühblüher zum Schmuck in Steingärten und Hausgärten.
Wenn der Winterling gute Bodenbedingungen vorfindet dann ist seine flächige Ausbreitung nur eine Frage der Zeit und so sieht man in einigen Gartenanlagen mittlerweile auch recht große Flächen der kleinen Frühblüher.
Die älteren und größeren Vorkommen von Winterlingen in Deutschland, wie eben auch die Flächen nördlich vom thüringischen Jena, sind oftmals über den Weinanbau der letzten Jahrhunderte nach Deutschland gekommen.
Mit den eingeführten Reben aus dem Süden und der damit anhängenden Erde sind sicher viele der Winterlinge nach Deutschland gekommen.
Da ein Winterling ähnliche Bedingungen wie eine Weinrebe liebt ist es daher auch nicht verwunderlich, dass diese Frühblüher besonders in der Umgebung von aktuellen oder ehemaligen Weinanbaugebieten zu finden sind.
Vorkommen an Winterlingen im Rautal bei Jena
In der thüringischen Region nahe Jena kann man in jedem Jahr im Februar und März große Gruppen von Wanderern und Naturfreunden treffen, die eigens angereist sind, um dieses einmalige Naturschauspiel der Blütenpracht zu sehen.
Mitten in einem großflächigen Buchenmischwald findet man hier einen wunderbaren gelben Blütenteppich aus vielen Tausenden von Winterlingen, der meist Ende Februar und Anfang März seine größte Pracht entfaltet.
Diese kleine Region ist seit dem Jahr 1965 geschützt und heißt ganz offiziell: Flächennaturdenkmal „Winterling – Edellaubholzwald“.
Das Rautal liegt nördlich von Jena rechter Hand von der Straße von Jena-Nord in Richtung des kleinen Ortes Closewitz.
Hier gab es vor vielen Jahrzehnten noch eine Reihe von Weinbergen. Davon gibt es auch noch einige in Jena, aber die größeren Weinanbaugebiete liegen doch eher einige Kilometer von der Region entfernt.
Mit den Importen der Weinreben sind aber auch die ersten Winterlinge in das Gebiet um Jena gekommen, welche auf den sonnigen Kalksteinböden offensichtlich sehr gute Lebensbedingungen vorgefunden haben.
Die Vorkommen bei Jena haben seit etwa 1960 durch ihre Größe einen hohen Bekanntheitsgrad. Aber allein in den über 50 Jahren seit 1960 haben sich die Flächen des Bestandes an Winterlingen im Jenaer Rautal nochmals um etwa den Faktor 5 erweitert und liegen mittlerweile bei fast 10000 Quadratmetern.
Wanderung zu den Winterlingen zwischen Jena und Closewitz
Die Vorkommen der Winterlinge befinden sich an der nördlichen Stadtgrenze von Jena in Richtung Closewitz.
Die Stadt Jena liegt in Ostthüringen und man gelangt sowohl mit dem Auto als auch dem Zug aus allen Richtungen bequem in die Zeiss-Stadt. Wenn man mit dem Zug am Bahnhof Jena-West ankommt dann kann man dort mit dem Bus der Jenaer Linie 15 direkt bis zur Endhaltestelle Jena-Rautal fahren. In der Nähe der Bushaltestelle findet man meist auch einen Parkplatz für das Auto.
Von hier aus sind es nur 10 Gehminuten auf der Straße in Richtung Closewitz bis man auf der rechten Seite durch Beschilderung in den Wald in Richtung Burschenplatz geführt wird. Zu den Blütezeiten der Winterlinge ist diese Straße oft auch recht zugeparkt und man muss fast nur den anderen Wanderern folgen.
Der Rundweg von etwa 3 – 4 Kilometern ist im Prinzip bequem zu laufen. Er ist als Wanderweg mit stilisierten Winterlingen ausgeschildert. Der Weg führt zu Beginn am Steinbach entlang, am Burschenplatz mit einer kleinen Schutzhütte vorbei und endet kurz vor Closewitz.
Allerdings hat man im Februar und März mit einem sehr feuchten und matschigen Boden zu kämpfen. Daher ist geeignetes Schuhwerk und Trittsicherheit zu empfehlen.
Man kann die Wanderung auch aus der anderen Richtung, also von Closewitz aus beginnen. Der kleine Ort, der zu Jena gehört, liegt einige Höhenmeter über den Flächen der Winterlinge. Auch hier gibt es Parkflächen am Rande des Dorfes und der Wanderweg ist kaum zu verfehlen.
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